„Ich werde gesagt haben, dass ich dich nicht verstehe, du wirst gesagt haben, dass du nicht weißt was das sein soll, ein Bruder. Und ich werde dich nicht in den Arm nehmen. Und ich werde dir nicht sagen, was das ist, ein Bruder. Und keiner von uns wird es wissen. Und dann werden wir kurz schweigen und ich werde dir dann sagen, dass ich jetzt gehen werde.“








Regie & Text: Fabiola Kuonen
Dramaturgie: Sofie Neu
Musik: Lorin Brockhaus
Spiel: Stephanie Amarell, Marceau Ebersolt, Laurenz Knill, Anna Stein, Lukas Winterberger
Fotos ©Johann Otten
Premiere 17.8.2018
Holzmarkt 25 | Berlin
Durch die Open-Air Situation und dem Lageort zwischen Spree, Straße und Club ist die Stadt immer anwesend. Die Inszenierung ist eine anarchische Aneignung eines Transitraumes – wie auch in der Antigone-Überschreibung, die den Fokus auf das Dazwischen, den Durchgang, die Geschwister- beziehung legt. Die Zeit dehnt sich und aus unterschiedlichen Perspektiven wird der Moment vor dem Doppelmord der Brüder beleuchtet und die Frage durchgespielt, was Verrat an der Familie bedeutet.
Wir koppeln die vier Geschwisterfiguren aus der Ödipus-Trilogie von ihrer antiken Säulenromantik ab und stellen sie in ein anachronistisches Loophole:
// Auf der einen Seite Etheokles (brother #1), der die Thronfolge nicht mit Polyneikes (brother #2) teilen möchte / auf der anderen Seite Polyneikes, der mit einer fremden Armee seinen Erbschaftsanspruch geltend machen will / auf der Mauer, abwechselnd den einen und den anderen Bruder im Blick, Antigone (sister #1) / Ismene (sister #2) – wo ist eigentlich Isi? – wird sowieso immer vergessen //
Eine Truppe von 5 Schauspielenden versucht immer wieder sich diesen Moment zu eigen zu machen; sprechen chorisch, monologisch und streiten sich. Dabei wird die antike Vorlage mit dokumentarischem Material und eigenen Lesarten überschrieben.
Wie weit geht Antigone für ihren Bruder und was würden wir tun? Betreibt Polyneikes Verrat und was ist das, die Familie verraten? Was ist das überhaupt, Familie, Bruder, Schwester?